Dieser Beitrag gehört zur Kategorie ‘Leser*innenbriefe’. Für sämtliche enthaltene Aussagen, Meinungsäußerungen und Formulierungen zeichnet sich die verfassende Person verantwortlich.
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Es ist schwierig, unpolitisch trans* zu sein. Wenn ich mich aber dafür entscheide, etwas über mich mitzuteilen, dann, weil ich daran glaube, dass diese Welt durch Austausch, durch Sichtbarmachen der Gedanken und Gefühle, der Geschichten und Entwicklungen von Personen, ein besserer Ort werden kann. Diese Seite verarbeitet künstlerisch einen zeitlichen Ausschnitt aus meinem Denken, eine Perspektive auf mein Leben von einem bestimmten Zeitpunkt aus. Danach habe ich mich weiterentwickelt und auch beschlossen, mich noch stärker aktivistisch zu engagieren (Ich möchte mich selber weiterbilden, besser verstehen, wie ich in die Gesellschaft eingebunden bin, wie ich auch selber als trans*Person ein besserer Ally für andere queere Menschen sein und mich in den Communities, in denen ich mich bewege, gegen Diskriminierung einsetzen kann). In solchem Engagement oder eben auch, weil es schwierig ist, unpolitisch zu sein, werden trans*Personen und auch Allies oft angefeindet. Mittlerweile bin ich für Selfcare sensibler geworden und auch rücksichtsvoller gegenüber dem Bedürfnis, unpolitisch, leise, verborgen zu sein, auch wenn ich vielleicht oft das Gefühl habe, diese Möglichkeit selber nicht zu haben. Ich versuche heute, dort anzufangen, etwas zu verändern, wo ich Hoffnung habe. An manchen Stellen baue ich für den Moment Schutzschilde auf, mache Teile von mir, meinem Leben, meinen Verbindungen unsichtbar. Ich lenke Energie lieber woanders hin. Wenn ich auf meine eigenen Positionen und Gedanken von vor wenigen Jahren und meine eigene Entwicklung schaue, bin ich jedoch zuversichtlich, eines Tages diese Schilde wieder wegnehmen zu können, weil durch alle kleinen Bemühungen die Gesellschaft doch eine menschlichere und queerfreundlichere geworden ist.
Tobias*
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*Name auf Wunsch geändert